1282 Pfalzgraf Otto von Tübingen befreite in einem Privileg als Stadtherr von Horb das Dominikanerinnenkloster unter anderem von der "vigilia" (lat. Nachtwache).
1320 Graf Rudolf I. von Hohenberg befreite die Horber Schaffnerei des Dominikanerinnenklosters Kirchberg in einer Urkunde "für alle stüren und für wachten".
1420 Nach dem Horber Stadtrecht galt für alle Bürger die Wehr- und Wachtpflicht. Der Schultheiß ernannte besoldete Wächter, für deren Bezahlung ein Wachtgeld erhoben wurde. Von der Zahlung des Wachtgelds waren nur die Mitglieder des Stadtgerichts befreit.
1550 Der Horber Nachtwächtereid wurde ins Stadtbuch geschrieben. Die ummauerte Stadt war in vier Wachten eingeteilt. Die Nachtwache zählte zu den 25 besoldeten Diensten der Stadt, die mit etwa 95 Personen besetzt waren, welche immer nach Weihnachten auf dem Horber Rathaus beim Jahrgericht gewählt wurden. Der Nachtwächterdienst war mit dem Amt des Totengräbers verbunden. Für ein Grab, das "sechs werk schuch tieff" ausgehoben werden musste, betrug der "graberlohn" zweieinhalb Schilling.
1670 Die am Beginn der Neuzeit einsetzende Hexenverfolgung verdichtete sich in Horb zu einem besonderen Amt, mit dem die Stadtwächter betraut wurden. Der Nordstetter Jakob Dorn erwarb das Horber Bürgerrecht, indem er sich als "Gassenwächter und Hexenfanger" einstellen ließ.
1725 Das in der Wintergasse gelegene "Wächter Haüßlin", in das sich die vier Nachtwächter nach dem Wachtläuten zu begeben hatten, wurde beim großen Stadtbrand zerstört.
1806 Nach dem Übergang der Stadt an das Königreich Württemberg erschien die Belohnung für das Zehnuhrläuten unter der Rubrik Besoldung als fester Ausgabeposten in den Stadtpflegerechnungen: „Von Läutung der 10 Uhr Glocke gebührt den Nachtwächtern auf Georgi jeden Jahrs 38 Schilling 3 Kreuzer.“
1818 Beim Verkauf der beiden städtischen Getreidemühlen mussten die Erwerber die Verpflichtung übernehmen, weiterhin das "todten Viertel" abzugeben. Als Totengräber stand jedem der vier Nachtwächter wöchentlich "1 Viertel Mühlfrucht Horber Maas" aus den städtischen Getreidemühlen am Neckarkanal zu. Damit war für jede Nachtwächterfamilie mit ca. 2,5 kg Mehl zumindest das tägliche Brot gewährleistet.
1837 Horbs erste Nachtlaterne erstrahlte am Oberamtsgebäude . Vier Jahre später wurden weitere vier "Öl-Funzeln" in der Stadt aufgehängt.
1853 Der Bezug des so genannten Totenviertels wurde im Zuge der Zehnt- und Gültablösungen aufgehoben.
1861 In einem neben dem Rathaus gelegenen Wohnhaus wurde das neue Wachthaus mit Wachtstube und Arrestlokal eingerichtet.
1863 Die Stadt erwarb beim Schwenninger Uhrenfabrikanten Bürk eine Nachtwächterkontrolluhr. Zwei Jahre später wurde eine zweite Kontrolluhr angeschafft.
1872 Anstatt vier wurden nur noch zwei Totengräber angestellt. Die Bewerbung um die vier Nachtwächterstellen erfolgte beim Gemeinderat und der Stiftungsrat vergab die zwei verbliebenen Totengräberstellen.
1874 Die vier Horber Nachtwächter erhielten eine neue "Dienst=Instruction", nach der sie "die Stunden an den seither üblichen Plätzen und in seitheriger Reihenfolge pünktlich, laut und deutlich ausrufen" sollten.
1895 35 Glühlampen beleuchteten Horbs Straßen und bezogen ihren Strom aus einem der ersten Elektrizitätswerke im Königreich Württemberg.
1902 Die Verpflichtung, die Stunden laut und deutlich auszurufen, wurde für die Horber Nachtwächter aufgehoben.
1907 Mit der Anstellung eines zweiten Polizeidieners wurde die Zahl der Nachtwächter halbiert. Die beiden Polizeidiener übernahmen abwechslungsweise den Vormitternachtswachtdienst, während die beiden Nachtwächter mit dem Nachmitternachtwachtdienst betraut wurden.
1917 Nach dem Ausscheiden von Nachtwächter und Totengräber Karl Sinz versah Horbs letzter Nachtwächter und Totengräber Franz Rimmele die Nachtwache alleine.
1927 Wilhelm Klink, letzter Vertreter der Horber Bildhauerschule, schuf auf der Wachthausfassade die Malerei mit dem Horber Nachtwächter und dem Polizeidiener. Ein unbekannter Horber Bürger widmete Horbs letztem Nachtwächter zum 25jährigen Amtsjubiläum ein Gedicht.
1937 Der Horber Stadtrat hob zum 1. April die letzte Nachtwächterstelle auf, nachdem die Schutzmannschaft der Polizei mehr und mehr die Hauptlast des Nachtdienstes getragen hatte.
2006 Heinrich Raible, Bruno Springmann und Joachim Lipp belebten mit einem ersten Umgang die jahrhundertealte Horber Nachtwächtertradition.